Also, wenn ich an Sean Paul denke, fallen mir folgende Sachen ein: Cornrows, Jamaika, Dancehall, Patois (der jamaikanische Slang) und meine Lieblingsphrase, die kein Mensch versteht: „Seanda Paul, so le me go so then!“ und genau das habe ich erwartet, als ich gemeinsam mit den anderen Journalisten das Hotelzimmer betreten habe. Bekommen habe ich ein „Hi, I’m Sean, nice to meet you!“ von einem Typen mit einem Irokesen. Wie jetzt? Wo ist er denn, der jamaikanische Slang? Und überhaupt wo ist der Rest von dem guten Mann, der verantwortlich ist für Songs wie ‚Like Glue‘ und ‚Got 2 Luv U‘? Sean Paul ist nämlich nicht viel größer als ich! Und ich bin 164cm ‚groß‘!!!
So schnell konnte der Musiker mit den chinesischen, englischen, karibischen und britischen Wurzeln meinen enttäuschten Blick gar nicht deuten, da kam es aus meinem Mund schon wie aus der Pistole geschossen: „What happend to your accent?“
Ich hab’s ganz genau gespürt, die anderen drei  Journalisten wollten mich in der Sekunde fressen. Die waren nämlich richtig erleichtert, dass er ‚Hoch-Englisch‘ gesprochen hat und sie sich nicht mit seinem Akzent herum plagen mussten. Blöd gelaufen! Denn für Sean war das quasi eine Aufforderung wieder „normal“ zu reden, schließlich ist die Journalistin mit dem aufgesetzten leicht britischen Akzent (=ich!) scheinbar eine Jamaikanerin. Wir hatten es also offenbar mit einem Missverständnis zu tun, das bis zum Ende des Treffens nicht aufgelöst wurde. So wurde also aus dem geplanten Roundtable (einem Interview bei dem mehrere Journalisten abwechselnd Fragen stellen), ein Interview zwischen Sean Paul und mir.
Ich gestehe: Ich hab nicht jedes Wort verstanden. Besonders schlimm war’s, wenn er etwas lustiges in sich hinein gemurmelt hat und dann laut gelacht hat, da hab ich einfach mitgemacht. Hätten die anderen besser auch machen sollen. Ich glaube, aber dass sie heilfroh waren, dass der 40jährige Dancehall-Star einen ordentlichen Redeflash hatte und sowieso alle Fragen beantwortet hat, bevor sie ihm gestellt wurde. Die  haben sich also zurück gelehnt und gechillt, um das Baby beim Namen zu nennen! Wieso auch nicht?! Hätte ich auch gemacht, wenn ich nicht seine neue jamaikanische BFF geworden wäre.

Sean Pauls aktuelles Album heißt Tomahawk Technique, das erklärt den Iro.

 

Richtig spannend wurde es aber erst, als ich das Daggering angesprochen habe. Nur so zur Info: Daggerin ist ein auf Jamaika verbreiteter Tanzstyle. Wenn ihr mich fragt hat das mit Sex mehr zu tun als mit Tanzen, aber gerade das macht es so ‚interessant‘ und mittlerweile auch illegal. Rein körperlich ziehe ich meinen Chapeau vor den Jungs und Mädels, die das machen. Schließlich gehört es zum guten Daggering-Ton von einem Objekt aus der Höhe direkt auf den Tanzpartner zu springen! Das wird als Dancemove verkauft, ohne Scheiß! Ihr könnt es euch ja gern anschauen, wenn ihr mir nicht glaubt.

[youtube]http://youtu.be/EjW2Np3Z6so?t=2m20s[/youtube]

Was das mit Sean Paul zu tun hat? Der hat das auch versucht und sich prompt verletzt. Das hat ihn aber nicht daran gehindert mich zu fragen, ob er es denn schnell an mir demonstrieren soll. Zur Weiterbildung der Anwesenden, versteht sich.
Tja, leider! Ich musste passen, ich war nicht gedehnt und das war auch bestimmt der einzige Grund…