Ich bin mir nicht sicher, ob es da draußen jemanden gibt, der den Sommer so liebt wie ich. Wallende Kleider, Sonnenschein, Wärme, Outdoor-Parties, Strand, Urlaub und alles in allem einfach bessere Laune. Aber wo Licht da auch Schatten, Schweißgeruch, sichtbar ungepflegte Füsse und ignorante Menschen, die uns etwas von „Bikini-Bodies und Strandfiguren“ erzählen möchten.
Keine Sorge, ich bin genau so verwundert, wie ihr, dass ich diese Zeilen noch schreibe, aber was soll man sagen? Die erste Welt überrascht einen scheinbar immer wieder auf’s Neue. Und so gibt es sie noch die Magazine, die ihren unschuldigen Lesern Tipps und Tricks unterbreitet wie man innerhalb von drei Wimpernschlägen fünf Kilo abnimmt ohne Sport machen zu müssen. Oder Blogger, die ihrer Followerschaft mit Fotos und Boomerangs vermeintlich anspornen möchte auch sechs Mal die Woche vor Tageseinbruch ins Fitnessstudio zu pilgern, damit die Sache mit dem „Beachbody“ diesen Sommer noch was wird.  Alle regen sie mich auch und unter uns – sollte sich euch auch!

An dieser Stelle sei gesagt, dass ich nicht zum Shitstorm aufrufe oder dass ich gegen jemanden virtuell hetze. Viel mehr hau ich auf diese Welle an Bullshit hin, die Frauen und auch immer mehr Männern vermittelt, dass man sich nur mit dem „perfekten Body“ in Bademode wagen sollte. Das stimmt nämlich nicht! Und ich bin der lebende Beweis dafür: Mein Arsch ist für „europäische Verhältnisse“ groß, ich habe Orangenhaut, Brüste, die ehrlich gesagt noch nie wie Einser gestanden sind, Schwangerschaftsstreifen und einen mehr oder wenig nicht flachen Bauch und wisst ihr was, ich trage Bikinis. In der Öffentlichkeit. In Größe 40/42 und ich bin nie in Flammen aufgegangen. Weil es okay ist, also bitte erzählt mir nichts von #Bikinibodies …
Es ist okay keine Sixpack zu haben, es ist okay einen Hintern zu haben, der wackelt, wenn man sich bewegt, es ist okay, wenn die Schenkel aneinander reiben (es sei denn es tut weh, dann braucht man Babypuder) und es ist okay, wenn man nicht so aussieht wie die Frauen und Männer in den Magazinen und im Internet. Denn die schauen im echten Leben auch nicht immer so aus. 
Auch das kann ich bezeugen. Nicht nur, weil ich lang genug als Lifestyle-Redakteurin gearbeitet habe, sondern auch seitdem ich letztens jemanden dabei beobachtet habe, wie sie mit Hilfe einer App noch schnell fünf bis sieben Kilo verschwinden hat lassen und die Beine länger gezaubert hat. My mind was blown! Weil ich es an Hand der Bilder nie festgestellt hätte und weil ich mich gefragt habe, ob Menschen, die sowas machen im echten Leben noch nie in Erklärungsnot geraten sind. Wie ist das möglich?!

Tut mir also den Gefallen und esst Kohlenhydrate, trinkt Wein, esst Eis, genießt euer Leben und scheißt auf Hashtags wie #Bikinibody #Beachbody und #AbGoals. Fuck that shit, you don’t need that kind of negativity in your life! Solange ihr alles in Maßen macht, seid ihr auf der sicheren Seite. Was aber nicht bedeutet, dass ihr keine Bewegung machen sollt, ganz im Gegenteil! Sport ist ein Muss! Sucht euch etwas, dass euch Spaß macht und macht es regelmäßig. Und dann aber bitte in allererster Linie, weil es euch gut tut. Vor allem eurer Seele und eurem Körper. Lasst euch also bitte nichts einreden. Wenn ihr das lest, habt ihr einen Body und sobald ihr einen Bikini oder Badeanzug drüber streift, habt ihr – Überraschung, Überraschung – einen Bikinibody!

 

 

 

 

 

 

Das Titelbild ist vor ziemlich genau 2 Jahren im Wiener Volksgarten entstanden. Shlomit Schatzmayr hat mich fotografiert. Es war auch der Tag dem ich endgültig jegliche Scham davor verloren haben in der Öffentlichkeit Fotos zu machen. Denn wer schon mal einen chinesischen Touristen davon abhalten musste ungefragt Nahaufnahmen vom Arsch zu machen, kann sich überall fotografieren lassen.