Mein Leben als schwarze Person in Österreich war nicht immer ein Spaziergang, aber jetzt mal ehrlich: Wessen Leben war das schon! Dank meiner Hautfarbe hatte ich eben ein paar Hürden mehr zu überwinden. Unter anderem der Zusammenstoß mit dummen und ignoranten Menschen, die mir den letzten Nerv rauben. Ab und zu treffe ich auch auf neugierige Menschen, die es nicht böse meinen, sondern einfach nicht besser wissen.

Um ehrlich zu sein, nerven die mich auch. Allerdings habe ich als chronisch neugierige Person, eine Schwäche für Menschen, die alles wissen möchten. Dementsprechend tut es mir leid, wenn die es einmal abbekommen und ich ihre Fragen mit rollenden Augen und viel Zynismus beantworte.

Damit das in Zukunft nicht mehr passiert, werde ich heute ein für alle Mal, die Top 10 an dummen Fragen beantworten, die mir bezüglich meiner dunklen Hautfarbe immer wieder gestellt werden.

 

 

1. „Wo liegen deine Wurzeln?“

 

Diese Frage wurde mir in meinem Leben sicher gefühlte 10000000 Male gestellt. Irgendwann habe ich beschlossen einfach nicht mehr darauf einzugehen, denn die meisten, die das wissen wollen, können sowieso nichts mit der Antwort anfangen. Also erlaube ich mir ein kleines Späßchen und antworte mit Wien 22 aka. Donaustadt. Das stimmt ja auch – bis zu einem gewissen Grad.

Tatsächlich liegen die Wurzeln meiner Familie in Nigeria und ja, ich war schon einmal da und ja, es ist flashig und ja, verdammt noch einmal die Leute leben in Häusern, es gibt die meiste Zeit Strom und sie fahren in Autos!

 

 

2. „Stehst du auf Schwarze?“

 

Wenn man mich relativ schnell auf die Palme bringen möchte, dann stellt man mir am besten diese Frage. Die Chancen, dass ich meinen Gesprächspartner von einer Sekunde auf die andere scheiße finden werde, steigen so ins Unermessliche.

Aber auch das werde ich euch beantworten: Ja, ich stehe auf Schwarze! Ich stehe aber auch auf Weiße oder Halb-Schwarze oder auch auf Halb-Weiße. Um genau zu sein stehe ich auf Männer, die etwas am Kasten haben.

 

 

3. „Wie cool ist es, dass du keinen Sonnenbrand bekommen kannst?“

 

Hallo mein Name ist Christl, ich bin schwarz und ich hatte schon einmal einen Sonnenbrand! Die Freundinnen mit denen ich damals auf Gran Canaria war, meinte es sei ein sehr leichter Sonnenbrand und es ist nichts im Vergleich zu dem, was sie mit ihrer hell-blassen Haut schon mitmachen mussten. Seitdem habe ich extremes Mitleid mit den verbrannten Menschen, die mir im Sommer über den Weg laufen. Mein „sehr leichter Sonnenbrand“ hat schon furchtbar weh getan. Ich will also nicht wissen, wie es diesen armen Menschen ergeht.

Übrigens könnte ich auch an Hautkrebs erkranken. *KlopfAufHolz* Wenn auch etwas schwieriger als jemand mit heller Haut. Bob Marley etwa starb an den Folgen von Hautkrebs und er war zu Hälfte schwarz.

 

 

4. „Sprichst du Afrikanisch?“

 

Solange es kein „Europäisch“ und „Asiatisch“ gibt, wird es auch kein „Afrikanisch“ geben. Der Kontinent Afrika besteht aus 54 Ländern in denen überall eine andere Sprache gesprochen wird. In den meisten Fällen sind es intern sogar noch einmal eine Vielzahl an unterschiedlichen Dialekten. Das wiederum führt dazu, dass sich die meisten untereinander nicht verstehen.
In Nigeria alleine werde circa 510 verschiedene Sprachen gesprochen. Ich verstehe Yoruba, sprechen tue ich es leider nicht.

 

 

5. „Wieso könnt ihr eigentlich alle so gut singen und tanzen?“

 

Können wir das denn wirklich alle?! Nope! In meiner Familie kann keiner einen geraden Ton singen. Wenn wir uns zu Weihnachten einbilden, ein Weihnachtslied singen zu müssen, dann geben wir meist noch vor Ende der ersten Strophe auf, weil es unerträglich klingt. Ich glaube auch nicht, dass wir alle überdurchschnittlich gute Tänzer sind – uns rettet höchstens unser Taktgefühl. Das hat aber auch nicht jeder Mensch mit dunkler Haut.

 

 

6. „Wie sagt man denn jetzt am besten zu Menschen wie dir?!“

 

An schlechten Tag kann es passieren, dass ich auf meinen Absatz kehrt mache und gehe noch bevor mir diese Frage zu Ende gestellt wurde. Aber an guten Tagen, atme ich tief ein und aus, versuche mich abzuregen und beginne meine Antwort mit: „Frau! So Menschen wie mich nennt man ‚Frau‘! Gerne auch ‚tolle Frau‘, aber ‚Frau‘ reicht meistens!“
Danach ist mein Gegenüber meistens schon so peinlich berührt, dass er oder sie die Flucht ergreifen möchte. Dann ist es aber zu spät, ich bin dann schon warm gelaufen und motiviert genug, Dinge wie „Wenn es dir so wichtig ist mich zu kategorisieren, dann bin ich eben ’schwarz‘. ‚Farbig‘ und ‚dunkelhäutig‘ finde ich verkrampft. ‚Dunkelbunt‘ ist genau so unlustig wie ‚maximalpigmentiert‘. ‚Neger‘, ‚Nigger‘, ‚Schwarzafrikaner‘ und ‚Mohr‘ sind inakzeptabel und führen in den meisten Fällen dazu, dass du eine Seite von mir kennenlernen wirst, die dir nicht gefallen wird. Also bleiben wir am besten einfach bei ’schwarz‘!“

Ich kann hier natürlich nur für mich sprechen. Wie andere schwarze Menschen das sehen kann und will auch nicht beurteilen. Grundsätzlich glaube ich, dass man mit „Schwarzer“ auf der sicheren Seite ist. Wenn nicht, entschuldigt euch und verweist die überempfindliche Person gerne an Christlclear weiter.

 

 

7. „Wird dir eigentlich auch heiß im Sommer?“

 

Ich frage mich jedes Mal aufs Neue, wie man auf diese Frage kommt. Wieso sollte mir nicht heiß werden?! Weil meine Eltern in Afrika geboren wurden?! Weil man in Afrika nicht schwitzt?!

Natürlich sind Menschen, die in Afrika aufgewachsen sind, etwas härter im Nehmen, was die Hitze betrifft, aber sie schwitzen trotzdem. Weil alle Menschen schwitzen! Der Biologie-Unterricht lässt rufen!

Meine in Afrika geborene Mutter kommt aus dem Meckern gar nicht mehr raus, wenn es mehr als 30 Grad hat und meine beste Freundin bekommt, trotz westafrikanischer Wurzeln, Hitzausschläge.
Also, ja, mir wird auch heiß und ja, ich schwitze!

 

 

8. „Stimmt es, dass schwarze Männer große Schwänze haben?!“

 

Das ist eine sehr gute Frage! Ich habe es noch nicht geschafft alle schwarzen Männer nackt zu sehen. Es ist auch nicht mein Lebensziel. Was ich allerdings schon bestätigen kann ist, dass Quantität nichts mit Qualität zu tun hat.

All jene, die es unbedingt wissen möchten, würde ich raten meine Brüder oder meine schwarzen Freunde zu fragen. Bitte ruft mich aber vorher an, ich möchte dabei sein, wenn ihr euch zum Idioten macht.

 

 

9. „Darf ich dich etwas zu deinen Haaren fragen?“

 

Nope! Darfst du nicht!

Ich habe keine Lust mehr Fragen zu meinen Haaren zu beantworten und das werde ich auch jeden wissen lassen, der mich fragt. Vollkommen egal, ob wir uns kennen oder nicht. Ich werde „Nein“ sagen und auch auf keine Diskussionen eingehen.
In Zeiten von Beyoncé, Naomi Campbell und Rihanna kann ich mich nicht mehr mit diesem Thema auseinandersetzen. Google it!
Ach und anfassen darfst du sie auch nicht! Nein, niemals, nicht in diesem Leben!

 

 

10. „Hast du es schwer mit deiner Hautfarbe in Österreich?“

 

Um die Wahrheit zu sagen, habe ich es manchmal schon schwer mit meiner Hautfarbe. Ich bin allerdings eine Frau, viele Idioten finden das „exotisch“ und „hübsch“. Das ist ein „Benefit“, der schwarzen Männern oftmals verwehrt bleibt.
Meine Eltern haben meinen Geschwistern und mir beigebracht sich zu wehren, wenn uns jemand blöd kommt. Und das tun wir dann auch – meist zur Überraschung des Trottels, der es zu weit getrieben hat. Ich weigere mich ein Opfer zu sein und meine Hautfarbe zum Mittelpunkt meines Lebens zu machen. Ich habe wichtigeres zu tun.

Wenn ich allerdings so darüber nachdenken, ist mein Leben im Vergleich zu dem einer verschleierten Frau in Zeiten wie diesen, ein gemütlicher Spaziergang.

Bitte versteht mich nicht falsch, ich bin gerne eine schwarze Frau! Nicht, dass ich etwas dafür oder dagegen machen könnte. Aber ich mag mich so wie ich bin und wenn ich nicht schwarz wäre, hätte ich einige Erfahrungen in meinem Leben nicht gemacht. Ich wäre ja dann ein ganz anderer Mensch. Aber am Ende des Tages noch ein Mensch – und keine Hautfarbe.