In meiner kleinen Christlclear-Welt gibt es nichts besseres, also Künstler interviewen zu können. Ich mache das so gerne, ich würde es fast als Hobby bezeichnen. Nicht etwa, weil ich scharf darauf bin Berühmtheiten zu treffen, sondern weil hinter den Songs, die wir den lieben langen Tag im Radio hören, meist sehr spannende Personen stecken.

So kam es, dass meine Liste der „Künstler, die ich am allerliebsten interviewed habe“ seit kurzem um einen Act erweitert wurde.  Und zwar um Nico & Vinz. Ich habe die beiden Afro-Norweger, die für den potenziellen Sommerhit 2014 „Am I Wrong“ getroffen und mich sofort in sie verliebt (nicht im sexy Sinn, sondern im selbe-Wellenlänge-Sinne).

Nico__Vinz
Nico ist der große Schwarze mit dem Zahnpasta-Lächeln und den ghanaischen Wurzeln und Vinz ist der nicht so Große mit den ivorischen Wurzeln.

 

CC: Wie geht’s euch, Jungs?

Vinz: Gut, du bist unser vor-vor-letztes Interview für heute und bis jetzt war alles super…

Nico: … entschuldige! Ich habe eine Frage!

Ja?! 
Nico: Wo kommst du her? Ich meine ursprünglich?!

Ich bin hier geboren und meine Wurzeln liegen in Nigeria! 

Nico: Oh! Cool! Sorry! wo waren wir? *lacht*

Müsst ihr denn viele nervige Fragen beantworten?

Vinz: Nein, eigentlich nicht! Ich meine, es gibt da die eine Sache, die nervig ist, aber das passt schon…

Was ist denn diese „eine Sache“?

Vinz: Wenn man uns fragt, was uns am anderen stört.

Nico: Das ist so eine merkwürdige Frage, weil wir nicht verstehen wieso wir was schlechtes übereinander sagen sollen und vor allem, weil wir ja die meiste Zeit nebeneinander sitzen, wenn man uns das fragt.

Ja, das ist auch wirklich merkwürdig. Reden wir doch über eure Musik. Wie würdet ihr sie beschreiben?

Nico: Bevor  wir „Nico & Vinz“ wurden, waren wir ja noch „Envy“ und haben mehr in Richtung Rap gemacht. Auf dem Weg dorthin wo wir jetzt sind,  haben wir so viele verschiedene Musikrichtungen ausprobiert, die wir selbst auch alle gehört haben…

Vinz: … Rap, Reggae, Afrobeat, Pop, Electro, Dance,… wir haben alles ausprobiert bis wir zu unserem Sound gekommen sind…

Nico: … und wenn wir dem Sound einen Namen geben müssten, würden wir sagen es ist „Good & Happy Music“

Vinz: Ja! Es muss nicht immer alles ein Label aufgedrückt bekommen. Unsere Musik ist happy und gut!

Was wird uns bei eurem Album erwarten?

Nico: Musik, die die Menschen hoffentlich glücklich macht und sie berührt!

Vinz: Kennst du das, wenn du einen Song(text) hörst und er bewegt etwas in dir?! Du fühlst dich verstanden, oder es passt einfach gerade in deine Lebenssituation?!

Ja, das kenne ich zu gut!

Vinz: Dieses Gefühl wollen wir bei den Menschen herbei rufen!

Ich glaube das funktioniert ganz gut! In eurem Song „Am I Wrong“ singt ihr davon euer Ding zu machen – und auch mal außerhalb der Norm zu agieren.

Nico: Menschen haben Zweifel. Das ist auch in Ordnung, aber man sollte sich selbst nie im Weg stehen. Wir hatten auch Zweifel und haben uns oft gefragt, ob wir das Richtige tun. Und in Wahrheit darf man sich nicht all zu viele Sorgen machen, denn wenn etwas sein soll, dann wird es sowieso passieren. Ich hatte zum Beispiel furchtbare Flugangst. Bis ich mir irgendwann gedacht habe, dass es ja nichts bringt, weil ich ja überhaupt keinen Einfluß darauf habe, ob wir wieder heil auf der Erde landen. Und seitdem ich das verstanden habe, steige ich viel entspannter in den Flieger. *lacht*

 

„Menschen haben Zweifel! Das ist auch in Ordnung, aber man sollte sich selbst nie im Weg stehen!“ – Nico

 

Reden wird doch einmal über eure Kindheit, wie war es als Schwarzer in Norwegen aufzuwachsen? 

Vinz: Meine Mutter ist eine (weiße) Norwegerin und mein Vater kommt von der Elfenbeinküste. Ich bin also mit beiden Kulturen aufgewachsen! Rückblickend muss ich sagen, dass es toll war. Natürlich gab es Situationen, aber die hast du wahrscheinlich hier in Österreich auch erlebt.

Nico: Mein Freundeskreis war immer sehr bunt gemischt. Ich war also mit meinen ghanaischen Wurzeln meistens von „gleichgesinnten“ umgeben. Ich meine, Kids, die auch „Ausländer“ waren und da war ich nicht „anders“. Weil wir ja alle „anders“ waren. Verstehst du?!

Klar, war oder ist bei mir auch so.

Nico: Wenn ich als Teenager mit meiner Mutter und meinem Stiefvater skifahren war, war ich immer der einzige Schwarze auf der Piste! Alle haben sich gewundert „wer ist dieser schwarze Typ mit den Cornrows und was macht er hier!“ *lacht* aber das war immer cool für mich!

Wann wart ihr das letzte Mal in Afrika?

Vinz: Hmmm… das ist leider schon ein paar Jahre her. Vier – bis Fünf. Ich würde sagen seitdem wir mit – damals noch „Envy“ – angefangen haben. Eigentlich ist das viel zu lange her!

Nico: Bei mir ist es auch schon so lange her. Schrecklich! Aber, du weißt ja wahrscheinlich wie das ist! Du fliegst nicht für eine Woche nach Afrika, du bist Ewigkeiten dort und soviel Zeit haben wir gerade nicht.

Wenn ich nach Nigeria komme, gehöre ich irgendwie auch nicht dazu. Wie ist das bei euch?

Vinz: Same here! Ich falle alleine wegen meiner „hellen“ Haut auf! Aber ich hab ein Jahr auf der Elfenbeinküste gewohnt und ich habe mich so sehr an das verrückte Leben dort gewöhnt, dass ich richtig nervös war wieder nach Norwegen zu kommen. Ich dachte, ich passe dort nicht mehr hin. Aber das war alles verflogen, als ich meine Familie und meine Freund wieder gesehen habe.

 

„Ich falle alleine wegen meiner hellen Hautfarbe auf!“ – Vinz.

 

Und wie ist das bei dir, Nico?

Nico: Ich fliege immer sofort auf! Dadurch, dass ich in Norwegen aufgewachsen bin, bewege ich mich anders, ich habe eine ganz andere Ausstrahlung und meine Hautfarbe ist auch anders. Ist das bei dir auch so, wenn du nach Nigeria kommst?

Da kannst du dir mal sicher sein! Aber ich liebe es trotzdem, obwohl mich The African-Way-Of-Life schon sehr oft an meine Grenzen gebracht hat. 

Vinz: … aber irgendwie ist es doch „zu Hause“

Nico: … ein anderes zu Hause eben! Und man versteht auch viel mehr wieso man so ist, wie man ist. Wenn man seine Wurzeln kennt.

In eurem Video zu „In Your Arms“ versucht ein Typ eine Zeitmaschine zu bauen, um einen Fehler rückgängig zu machen. Was würdet ihr anders machen, wenn ihr könntet?

Nico: Ich weiß es klingt abgedroschen, aber ich würde nichts anders machen! Alles, was ich in meinem Leben erlebt habe, alles, was ich falsch gemacht habe – alles führt letztendlich dahin, dass ich jetzt da bin wo ich bin. Und ich bin gerade glücklicher denn je.

Vinz: Nico hat vollkommen recht. Wer weiß, wo wir heute sonst wären?!

Was würdet ihr eurem 15-Jährigen „Ich“ raten?

Vinz: Das klappt schon! Entspann dich!!!! *lacht*

Nico: Zieh das bloß nicht an und bitte relax!!! *lacht*

Habt ihr das Gefühl, dass ihr es geschafft habt? 

Nico: Niemals! Da ist noch so viel zu tun!

Vinz: Nein! Auf keinen Fall!

Nico: Warte! Rein persönlich schon! Ich hab’s geschafft, weil ich gerade auf mein Leben blicke und rund um zufrieden bin.

Vinz: Ja, wenn man das so sieht, dann haben wir es geschafft! Beruflich, also als Musiker, ist da noch einiges, was wir erreichen möchten. Wir releasen diesen Sommer unser Album und dann kommt es ohnehin wie es kommen muss.